Robert-Schuman-Platz Wettbewerb Bitburg-Lichtenstein-Landschaftsarchitekten-Anerkennung

Robert-Schuman-Platz | Geschichtspfad Alte Kaserne

Annerkennung

Auslober: Zweckverband Flugplatz Bitburg
Fläche: 15.900 km²
Bausumme:  952.000 Euro
Verfahrensart: Wettbewerb
Fertigstellung: 2020
Kategorie: Öffentliche Räume, Städtebau,

 

Das alte Kasernengelände in Bitburg ist als Konversionsareal im Begriff ein neuer attraktiver Stadtteil Bitburgs zu werden und durch eine durchmischte Nutzung einen lebendigen Stadtraum zu kreieren. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, sollen auch die Freianlagen innerhalb des Wettbewerbs an die neuen Anforderungen angepasst werden.

Das Freianlagenkonzept sieht vor, die Maria-Kundenreich-Straße in ihrer Funktion als Hauptverbindungsachse durch das Quartier zu stärken und als Boulevard auszubauen. Der Exerzierplatz als historischer Bezugspunkt wird in seiner räumlichen Gestalt aufgegriffen und durch einen Geschichtspfad in Wert gesetzt.

Der Geschichtspfad läuft dabei als baumgesäumte Galerie um den Platz und greift über die Maria-Kundenreich-Straße hinweg. So entsteht ein spannender Stadtraum, welcher eng mit dem historischen Erbe verbunden ist und vor allem das historische Zentrum der Kasernenanlage als stadträumlichen Bezugspunkt stärkt.

Der ehemalige Exerzierplatz bleibt in seiner Funktion als Parkplatz erhalten, wird jedoch durch Zuwegungen aufgelockert und mit einem Pflanzband umspielt. Der Hang im südlichen Bereich des Parkplatzes wird als grünes Band vegetativ verdichtet und bildet so einen grünen Übergangsbereich zum Gewerbegebiet. Das Gewerbegebiet wird dabei von zwei Treppenanlagen an das restliche Kasernenareal angebunden.

Durch die Reduzierung der Zufahrten auf den Parkplatz kann die Maria-Kundenreich-Straße größtenteils verkehrsberuhigt gestaltet werden. Diese verläuft als Boulevard bis in den Bereich der Unterführung und hat in ihrer Morphologie eine klare Priorisierung für Fußgänger und Radfahrer. Der Boulevard wird dabei von aufgelockerten Baumsetzungen begleitet.

Das Freiraumkonzept sieht den ehemaligen Exerzierplatz als zentrales Element zur Aufwertung des Freiraums im Quartier. Historisch stellt der Platz den Nukleus des Kasernenareals dar, da dieser als erstes errichtet wurde. Aus historischer sowie städtebaulicher Perspektive bildet der Platz also das Zentrum des Kasernenareals und bietet dabei großes Potential zur Neuordnung des Freiraums. Gleichzeitig ist der Platz als historisches Zeugnis und dessen Widmung als europäisches Bekenntnis ein wichtiger Anknüpfungspunkt zur geschichtlichen Aufarbeitung vor Ort.

Das Freiraumkonzept sieht die Neuordnung der Quartiersmitte in drei Teilräume vor, welche in vielschichtiger Beziehung zueinander stehen: der Boulevard, der Geschichtspfad und der ehemalige Exerzierplatz. Ausgangspunkt der Überlegungen bildet der ehemalige Exerzierplatz, welcher in seiner historischen Form beibehalten wird. Die gegenwärtige Funktion als Parkplatzfläche wird erhalten, jedoch erfährt der Platz eine Auflockerung durch diverse Zugänge, welche das Quartier auch über den Parkplatz vernetzen. Im Bereich des Parkplatzes werden 276 Stellplätze (davon 10 mit E-Ladestation) und 12 Kurzzeitparkplätze im nordöstlichen Bereich nachgewiesen. Die Zufahrt entlang der Maria-Kundenreich-Straße befindet sich im nordwestlichen, die Ausfahrt im südöstlichen Bereich. Durch die Reduzierung der Zufahrten, kann die Maria-Kundenreich-Straße von Verkehr freigehalten werden und so ihren Charakter als Boulevard voll entfalten. Der Belag des Parkplatzes bleibt erhalten und es werden Bodenmarkierungen zur verbesserten Orientierung im Quartier vorgesehen.

Entlang des ehemaligen Exerzierplatzes verläuft der Geschichtspfad, welcher als baumgesäumte Galerie (Tilia cordata ‚Greenspire‘) ausformuliert und mit einer wassergebundenen Wegedecke ausgeführt ist. Eingefasst wird der Rundweg durch zwei Cortenstahlbänder und in Richtung Exerzierplatz von einer Pflanzfläche mit rot blühenden Stauden.

Die beiden Cortenstahlbänder fungieren zusammen mit den Erinnerungssteinen entlang des Geschichtspfades als Erinnerungsort mit geschichtlicher Aufarbeitung. In den Cortenstahlbändern sind dabei die zentralen Daten der Kasernengeschichte (äußeres Band) und die Daten der Geschichte der europäischen Union (inneres Band) eingraviert. Die Bodenplatten entlang des Pfades ergänzen die Daten zusätzlich mit wichtigen Informationen, welche von einzelnen Infostelen aus Cortenstahl mit Text und Bildern vertieft werden. Aus dem Cortenstahlband schälen sich Sitzbänke mit Holzauflage heraus, welche Besuchern und Bewohnern schattige, geschützte und ruhige Orte zum Verweilen und Nachdenken bieten. Im äußeren Band sind Lichtstelen vorgesehen, welche die Galerie bei Nacht angenehm illuminieren. Zudem wird der Pflanzrahmen um die Platzfläche mit einer lichtspendenden Ambientbeleuchtung versehen.

Im südlichen Bereich der Galerie schließt der grüne Rücken des Quartiers an. Hier wird eine vegetative Verdichtung durch Gräser- und Staudenpflanzungen vorgesehen und durch Spotlights auch bei Nacht beleuchtet. Zwei offene Treppenanlagen führen den Hang hinunter und binden dadurch das südliche Gewerbegebiet an.Den dritten Teilbereich stellt die Maria-Kundenreich-Straße dar. Diese wird als breiter Boulevard ausgebaut und größtenteils verkehrsberuhigt angelegt. Der Auftakt wird durch zwei Infotafeln und einer Bodenplatte markiert. Die Gehwege im westlichen und östlichen Bereich werden analog zu dem Bestandspflaster erweitert und die Fahrbahn wird in dunklem Asphalt ausgeführt.

Im Überlappungsbereich der Galerie und der Straße wechselt der Gehwegsbelag zu einer wassergebundenen Wegedecke und einem hellen Asphalt, welcher die Straße markiert. In diesem Bereich wird der Boulevard von einer aufgelockerten Baumallee gesäumt, welche im vorderen und hinteren Bereich des Boulevards der Straße als aufgelockerte Baumsetzungen (Acer platanoides ‚faassen‘s Black‘) folgt. Entlang des Boulevards werden beidseitige Fahrradwege vorgesehen, die über den Wendebereich hinaus in Richtung der Unterführung verlaufen. Die Abgrenzung des Boulevards zu den angrenzenden privaten Grundstücken wird durch lockere lineare Heckenpflanzungen vorgenommen, um eine Offenheit zum Boulevard zu erzeugen, jedoch gleichzeitig die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Bereich zu markieren.

Der Bereich des Wachhauses wird analog zum Geschichtspfad durch Infostelen aus Cortenstahl und einer rot blühenden Staudenpflanzung ergänzt. Der Bereich des Tors wird mit einem Cortenstahlband markiert und ein neues anthrazitfarbenes, gusseisernes Tor vorgesehen, welches im Bedarfsfall geschlossen werden kann. Auf der rechten Seite des Tors wird, um die Torsituation zu unterstreichen, eine Baumneupflanzung (Acer platanoides ‚faassen‘s Black‘) vorgesehen